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Aus den Erinnerungen von Frau Waltraut Lack

An den Almricher Kindergarten -2007-

Durch Zufall gab mir jemand aus dem Internet etwas über den Almricher Kindergarten.
Dazu könnte ich auch noch etwas sagen.

Von 1939 bis Oktober 1946 haben wir im Kindergarten gewohnt. Tante Hilde und Schwester Agnes hatten jeder eine eigene Wohnung im 1. Stock. Wir hatten im Erdgeschoss die Küche, ein Wohnzimmer und eine dunkle Diele. Im 2. Stock hatten wir zwei Schlafzimmer. Unsere Wohnung teilten wir im Krieg mit einer Frau und deren Säugling aus Leipzig.

Nachdem der christliche Kindergarten aufgelöst wurde, bzw. ihn Tante Hilde nicht mehr leiten durfte, kam eine weltliche Kindergärtnerin, Luidgart, ihr beigestellt war ein junges Mädchen aus dem Dorf, Rottraud Bärtel, sie wohnte rechts von der Schranke.
Dann wurde am Ende des Lindenberges eine Baracke für die Kinder gebaut und mit neuen Kindermöbeln ausgestattet.

Im Mai 45 marschierten die Amerikaner ein. Luitgard verließ den Kindergarten, soweit ich weiß, blieb Rottraud.
Tante Hilde zog mit dem Handwagen viele Male zu der Baracke und holte die schönen Tischchen und Stühlchen heim in ihren Kindergarten, rettete sie für die Kinder. Die alten aus ihrem Kindergarten waren nichts mehr wert.
Im Krieg wohnten im Almricher Kindergartensaal Flüchtlinge aus Köln, die hatten viele Kinder. Davor oder danach Illis, die Mutter mit zwei erwachsenen Kindern und Emil, der war um die zwölf Jahre.

Es sollen Schwarzmeerdeutsche gewesen sein.
Aus uns nicht bekannten Gründen mussten sie Deutschland verlassen.
Sie versprachen, zu schreiben, aber wir haben nie mehr von ihnen gehört. Danach war der Kindergarten sehr heruntergewirtschaftet und musste renoviert werden. Tante Hilde hat die Kinder sehr zur Ordnung erzogen. Hilde und Agnes hatten Spitznamen mit denen sie sich auch selber ansprachen: Toppi und Struppi.
Ohne Häubchen hat man sie nie gesehen.

Nach der Wende, als Frau Ostermann den Kindergarten leitete, mieteten wir uns einige Male im 2. Stock in unsere alten Schlafzimmer ein und genossen das verlorene Zuhause. Aus dieser Zeit gäbe es viel zu erzählen...

.Auf ihre Frage nach dem Himmelskörbchen: Ich denke, der Zeitpunkt war Nikolaus denn es war auch die Rede davon, dass die Engelchen das Körbchen herunter ließen. Wir sahen natürlich, dass es Schwester Agnes (die Krankenschwester) war, die im 1. Stock am Fenster stand.

Wenn die Kinder im Saal auf ihren Stühlchen im Kreis saßen und eins pupste ging Tante Hilde außen um den Kreis herum und roch, wer das war. Bekam sie es nicht heraus, legte sie eine Flasche in die Mitte des Kreises und drehte sie, da wo der Hals hinzeigte, das Kind war es. Ich fand das damals ungerecht.
Dann gab es Taschentuchappell. Jedes Kind musste sein Taschentuch vorzeigen, hatte es keins, wurde es nach Hause geschickt, eins zu holen. So erzog man auch die Mütter mit.

War Sand angeliefert worden, lief jedes Kind mit seinem kleinen Sandeimerchen die Straße herunter, den Anstieg wieder hoch zum Sandkasten. Nach Kindergartenschluss musste meine Mutter den Sand wieder zu einem Hügel schaufeln.

Einmal im Jahr wurden alle Spielsachen in Seifenlauge geschrubbt. Zu meiner Zeit standen noch 2 schon damals große Kastanien über dem Sandkasten. Im Mai schwirrte es nur so von Maikäfern, hingen 2 zusammen, musste das mit harmlos erklärt werden.
Die Klos waren Plumpsklos. Kleine Öffnungen für die Kinder und in einem anderen Abteil große für die Erwachsenen. Die Waschbecken in dem Raum vor dem Saal sind erst später dazu gekommen. DFa hatte jedes Kind sein Handtuch und Zahnputzzeug.

Vor dem Hang gab es keinen Zaun, da standen zwei große Lebensbäume, einer hieß bei uns Agnes,
der andere Hilde.
Im Saal oben war eine breite Bordüre mit Scherenschnittgestalten
Die Wiese auf der anderen Seite des Hauses war damals für die Kinder nicht zugänglich. Die Hälfte war Gras und Blumenbeete, die andere Hälfte unser Gartenland.
Später wurde das dahinter liegende Stück dazu gekauft und alles Wiese.
Die Kinder haben sehr viel gesungen und auch gebetet.

Ich denke, es war im Krieg, da kamen kleine Liegestühle, jedes Kind hatte sein Kissen und seine Decke
und mittags wurde geschlafen, unter Aufsicht.

Meine eigenen Kinder, Gudrun, geb.1954 und Peter, geb. 1956 sind in unserem Urlaub bei der Großmutter auch noch dort in den Kindergarten gegangen, das muss noch bei Tanzte Hilde gewesen sein. Leider haben sich diese "Westkinder" nicht so eingefügt.

Ich war mal zu meinem Geburtstag im Kindergarten (nach der Wende) da haben mir die Kinder ein langes Lied gesungen. Ich habe ihnen ein Kaffeetrinken spendiert, so hat mich das gefreut.

Ja, die Zeit vergeht, aus Kindern werden Leute und die Erinnerung bleibt. Die Kindheit ist so prägend.

Ich bin und bleibe ein Almricher Kind auch wenn es mich nach Bayern verschlagen hat, der Liebe wegen.